Macht und Angst – Von politischer Unterdrückung bis zu alltäglichen Beziehungen

4. Mai 2025
Josef Stalin

Im Deutschunterricht haben wir das Theaterstück Maria Stuart gelesen und besprochen. Das zentrale Thema dieses Stückes ist die Macht -ihre Wirkung, ihre Mechanismen und die Konflikte, die durch sie im Alltag entstehen. Dadurch haben wir auch über die Machtverhältnisse gesprochen, welche unser tägliches Leben prägen. Dabei sind wir kurz auf Josef Stalin zu sprechen gekommen. Josef Stalin verbinden alle mit Grausamkeit und viel Leid, die im Wesentlichen auf seiner grossen Macht beruhte. Deshalb habe ich mir zur Aufgabe gestellt, mich in diesem Text mit seinem Leben und seinem Tod genauer auseinanderzusetzen.

Der Mann, den keiner retten wollte

Josef Stalin, gestorben am 5.03.1953 im Alter von 74 Jahren, war einer der mächtigsten Person in der Geschichte. Er war während der Zeit des Zweiten Weltkrieges der Herrscher Russlands und einer der grausamsten, gefürchtetsten und machtbesessensten Politiker.

Stalin hat konsequent und zielgerichtet die Machtverhältnisse in Russland beeinflusst, indem er nach und nach all seine Gegner ausschaltete, bis er die Macht innerhalb seiner Partei und des Landes auf sich konzentrierte. Mit seiner Machtergreifung wurde er faktisch ein Diktator: er hat systematisch alle Leute verhaftet, hingerichtet oder ins Exil geschickt, die sich nicht an seine selbst ernannten Regeln hielten oder von denen er aus unerklärlichen Gründen Angst hatte.

Das folgende Beispiel veranschaulicht die Wirkung auf die Menschen und ihre Angst bei einer von Stalin gehaltenen Rede. Hierbei klatschten die Anwesenden minutenlang aus Angst, als illoyal zu gelten, wenn sie aufhören würden. Als jemand aufhörte zu klatschen, wurde er verhaftet. Auch wenn das keine offizielle Regel war, zeigt es, wie tief die Angst in der Gesellschaft verankert war.

Ein anderes Beispiel ist sein Tod. Das Betreten des Schlafzimmers von Stalin war verboten, als er jedoch eines Abends einen Schlaganfall erlitt, lag er stundenlang hilflos auf dem Boden, ohne dass jemand nach ihm sah. Zwar fanden seine Diener es komisch, dass er am nächsten Tag nicht aus seinem Zimmer kam, hatten aber Angst, gegen sein ausdrückliches Verbot zu verstossen -sie fürchteten die Konsequenzen, falls sich herausstellen sollte, dass es Stalin gut ging und sie sein Zimmer grundlos betreten hätte. Als sie dann aber lange Zeit später doch sein Zimmer betraten, lag Stalin eingenässt und kaum ansprechbar auf dem Boden. Die Diener trugen ihn auf sein Sofa und überlegten sich einen Arzt zu rufen. Kein Arzt war jedoch in der Nähe, da alle im Gefängnis gefoltert wurden -Stalin glaubte an eine Ärzteverschwörung. Als der Arzt dann vor Ort war, war es für Hilfe schon zu spät. Der Geheimdienstchef hatte Stalin in der Zwischenzeit mit einem Gift getötet[1]. Er sagte: „Ich habe ihn erledigt! Ich habe euch allen das Leben gerettet!“. Der Geheimdienstchef hat nicht nur das Leben aller Anwesenden gerettet, indem sie Stalin in einer extrem hilflosen Situation gesehen haben, sondern auch dem jahrelangen Schrecken ein Ende gesetzt und damit viele andere vom Tod verschont. 

Der Tod von Stalin zeigt, dass Macht einsam machen kann. Dies ist auch im Theaterstück Maria Stuart zu sehen. Hierbei steht Elisabeth am Schluss des Stückes ganz allein da. Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, da sie sich dafür entscheidet hat, Maria hinrichten zu lassen. Dadurch wenden sich viele Menschen von Elisabeth ab und meiden den Kontakt zu ihr. Sie lebt zudem aber auch im Ungewissen, da sie nicht weiss, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat, Maria hinrichten zu lassen.

Verführerische Macht –mit zerstörerischer Wirkung auf das Menschliche

Wie man im oberen Text sehen kann, kann Macht unterschiedliche Auswirkungen auf Menschen haben - aber auch auf zwischenmenschliche Beziehungen hat Macht einen enormen Einfluss. Macht kann aus Wissen, Geld oder Autorität entstehen. Ich habe einer Person zwei verschiedene Fragen zum Thema Macht gestellt, da ich wissen wollte, wie eine mögliche Sichtweise darauf aussehen könnte.

1. Welche Rolle spielt Macht in zwischenmenschlichen Beziehungen, und wozu kann ein Ungleichgewicht der Machtverhältnisse führen?

2. Was glaubst du, kann Macht mit den Leuten machen?

Die interviewte Person meinte zur ersten Frage, dass Macht in zwischenmenschlichen Beziehungen etwas ganz Normales sei. Sie sprach dabei von einem Ungleichgewicht der Machtverhältnisse im Bereich des Wissens. Sie sagte, dass man selbst häufig die Macht an jemand anderen abgibt, wenn diese Person in einem bestimmten Bereich mehr Wissen hat. Wenn das Machtverhältnis jedoch zu unausgewogen ist, also wenn eine Person alle Entscheidungen trifft, wäre das ihrer Meinung nach problematisch, da die andere Person dann in eine Abhängigkeit gerät, sich unterwirft und dies zu Frustrationen führen könnte.

Bei der zweiten Frage ist die interviewte Person auf Milliardäre eingegangen. «Milliardäre beispielsweise können durch ihr ganzes Geld grössenwahnsinnig werden und sich damit sehr viel kaufen, auch Menschen. Es gibt viele Beispiele, in denen sehr wohlhabende Personen, Politiker «gekauft» haben, um Entscheidungen zu beeinflussen. Auch wenn das Korruption ist, lassen sich auch noch heute immer wieder solche Beispiele aufzeigen. Macht ist verführerisch und lässt Leute nach noch mehr streben […]. Somit verlieren die Menschen die Sicht auf das normale Leben. Stalin hat sich beispielsweise auch immer weiter distanziert, weil er niemandem mehr vertraut hat und Angst hatte, dass andere Leute ihm die Macht wegnehmen wollen. Dies ist ein Schicksal von vielen Diktatoren, die ihre Macht missbraucht haben und letztendlich in den meisten Fällen gescheitert sind oder wie Stalin umgebracht wurden. Ich persönlich denke, dass Macht etwas ganz Normales und Alltägliches ist. Ich habe jetzt vielleicht in einem Bereich mehr Macht als jemand anderes, aber das ist dann eher etwas, was dafür sorgt, dass das alltägliche Leben miteinander funktioniert.»

[1] Ist lediglich nur in einer Quelle zu finden

Quellen: